Oxfam hat wieder mal Zahlen präsentiert. Laut einer Studie besitzen die 62 reichsten Menschen der Welt gleich viel wie die Hälfte der Weltbevölkerung. Es ist kein Geheimnis, dass es eine kranke Vermögenskonzentration gibt, die gleichzeitig auch eine Konzentration von Macht darstellt. Das ist so, und wie Warren Buffet richtig sagt, gibt es einen Klassenkampf, den seine Klasse gegen den Rest führe, und die Klasse der Reichen gewinne diesen Kampf. Na, wenn’s sogar der Buffet sagt.
Dass Superreiche diesen Kampf führen, ist logisch, sie schützen ihre Interessen. Es ist allerdings erstaunlich, wie viele einfache Menschen wie Franz Schellhorn, der Direktor von Agenda Austria (ein Thinktank, der von Reichen finanziert wird, sich jedoch nicht zu schade ist, sich ein Spendengütesiegel zu holen, schließlich soll sich Mildtätigkeit für die reichen Spender auch lohnen), diesen Kampf der Reichen gutheißen und zu argumentieren versuchen .
In einem Gastbeitrag für NZZ.at schreibt er sinngemäß, dass die Armut das Problem sei und nicht der immense Reichtum der Superreichen. Wenn ich einen Kuchen aufteile und 62 von ein paar Milliarden Menschen gleich viel wie eine Hälfte der Menschheit besitzen, dann kann ich ja prinzipiell zwei Wege gehen: 1) Man teilt den Kuchen halbwegs gerecht auf. Das ist im Übrigen etwas, das jedes Kind weiß. Wenn in einer Schulklasse mit 30 Kindern ein Kind 27 Kugelschreiber hätte und die anderen 29 sich drei Kugelschreiber teilen müssten? Was wäre dann? Natürlich würde das Kind mit den 27 Kugelschreibern welche abgeben. 2) Man hofft darauf, dass der Kuchen so groß wird, dass selbst alle Armen genug hätten. Wie groß muss der Kuchen sein, dass – ohne den 62 Superreichen etwas wegzunehmen! – es keine Armut mehr gäbe? Dass die 62 noch immer viel hätten, aber halt statt ein paar Milliarden nur mehr ein paar Milliönchen? Den Kuchen gibt es nicht. Bullshit also.
Schellhorn argumentiert dann mit dem spanischen Ökonomen Soto. Papst Franziskus hat dem Kapitalismus den Krieg erklärt und festgestellt, dass dieser für breite Massen nun mal in die Armut führen müsse. Schellhorn schreibt: „Rund 5 Milliarden der 7,3 Milliarden Menschen haben keine gesicherten Eigentumsrechte, die es ihnen ermöglichen würden, ohne Ausbeutung irgendwo durch eigene Kraft Vermögen zu erwirtschaften. Das eigentliche Rezept sei es also, den Menschen die Möglichkeit zu geben, Eigentum zu erwerben und das auch rechtlich zu sichern. Um Hypotheken darauf aufnehmen zu können oder es in offenen Märkten zu handeln und tauschbar zu machen. So könnten auch Ärmere mit ihrem Besitz einen Kredit absichern und Investitionen tätigen. “
Wer hat denn das Kapital, anderen Menschen Geld zu geben (gegen ordentliche Zinsen natürlich), damit diese etwas anschaffen können? Die Superreichen. Deren Vermögen wiederum durch die Zinsen weiter wachsen würde. Abgesehen davon ist es zutiefst zynisch, dass man so tut, als würden sich die 5 Milliarden Menschen eh etwas kaufen, wenn sie nur dürften. So ein hanebüchener Kackscheiß.
Es ist also, glaubt man Schellhorn und allen anderen Anbetern der Leistungsfähigkeit der Superreichen, eh gut, dass die Superreichen superreich sind. Das Problem sei ja die Armut. Und natürlich ist auch der Mittelstand zurecht angefressen, weil der finanziert ja die Umverteilung. Die Superreichen zahlen ja nix, weil die leisten eh so viel.
Es muss aber jemand schuld sein. Schuld sein daran, dass der Mittelstand blutet ohne Ende und die Armut wächst.
Es braucht also Schuldige.
Da wären einmal die Ausländer. Ein klug gewähltes Feindbild, Ausländer gibt es schließlich überall.
Natürlich die Politiker. Ach was, was heißt die Politiker! Die gesamte politische Klasse. Die sind schuld, weil die verbraten nämlich unser ganzes Geld, und das fehlt uns dann im Börsel.
Die Verwaltung, aber das ist eh alles dasselbe. Und natürlich auch die Bürokratie. Da versickert das Geld.
Die Flüchtlinge sind neuerdings auch passable Schuldige. Ein Glücksfall auch, dass da einige Arschlöcher dabei sind, die besonders gut als Feindbilder dienen. Die kosten uns eine Lawine. Die Versorgung, die Integration erst!
Eigentlich auch die Alten. Werden zu alt und kosten zu viel. Schuldig!
Und vielleicht sind auch die Juden schuld. Was heißt eigentlich vielleicht? Der Russe ist auch böse.
Es kann nie genügend Feindbilder geben, um den Blick vom wahren Problem abzulenken.
Streichen wir Verwaltung und Bürokratie auf das Minimum, kürzen wir Pensionen, setzen Flüchtlinge auf Wasser und Brot, ein Stopp der Steuergeldverschwendung! Ok. Machen wir. Und dann?
Ändert das die Konzentration der Vermögen signifikant?
Lohnt sich Leistung dann (wieder)? Sinkt die Armut?
Beschneidet das die Macht von Oligopolen und Finanzkartellen?
Löst es das Grundproblem der Konzentration von Macht in den Händen einiger weniger, die in einen Reisebus passen würden?
Natürlich nicht. Es ist völlig egal, wer daran schuld ist, dass unsere Welt völlig aus den Fugen geraten ist und Vermögen derart konzentriert ist.
Wir müssen es lösen, denn diese Konzentration und deren Folgen sind toxisch. Und genau darum sind die Superreichen ein Problem. Und damit das System, das sie dazu gemacht hat.
Dort muss man ansetzen. Es wäre höchste Zeit.
Guter Kommentar. Nur am Schluss landet es im Hätti-Wäri-Könnti.
Es ist höchste Zeit!
[…] zum Thema auch Rudi Fussis Polemik “Lasst doch endlich die Superreichen in […]
[…] reibungslos wird es nirgendwo gehen, da brauchen wir uns nichts vormachen. Und wie es Rudi Fussi kürzlich formuliert hat: „Flüchtlinge sind neuerdings auch passable Schuldige. Ein Glücksfall auch, dass da einige […]