Ein Erdbeben. Für die SPÖ. Aber auch für die Grünen. In Salzburg bleibt kein Stein auf dem anderen. Die Wählerinnen haben Gabi Burgstaller mit Schimpf und Schande aus dem Chiemseehof vertrieben und Wilfried Haslauer ist klug genug, die Tatsache bei herben Verlusten Erster geworden zu sein, mit fehlender Demut zu begegnen.
Innsbruck GRÜN, Salzburg GRÜN. In Oberösterreich in der Regierung (seitdem wissen wir, dass man ein Regierungsamt auch bei körperlicher Nichttauglichkeit voll ausfüllen kann), in Wien, ja in Wien auch in der Regierung. Dort lässt man sich von der SPÖ bei manchen Themen am Nasenring durch die politische Arena ziehen. Beim Wahlrecht ist man von der Einlösung des Wahlversprechens meilenweit entfernt – Notariatsakt hin, Notariatsakt her. Der Presseinformationsdienst der Stadt Wien verpulvert sein Geld so wie immer und auch HEUTE und der Rest vom Boulevard werden bedient, als gäbe es kein Morgen. Und dann wäre da noch die Volksbefragung, die meiner Erinnerung nach wohl der größte Missbrauch direkter Demokratie in der 2. Republik war. Aber die Grünen mussten den Roten diesen Gefallen tun, und: sie taten es zwar zähneknirschend, aber sie taten es. Macht und Posten haben die Grünen kaum, weil dafür ist man ja zu anständig. Manche sagen naiv. Aber das ist mir noch lieber als die korrupten Kohorten in anderen Parteien, die die Freunderlwirtschaft (sorry, Spätfolge meines Auftrages eines Kunden) als oberstes Ziel ihres Handelns betrachten.
Salzburg. Der klare Sieger: Grün. Eine Regierung ohne die Grünen wäre wohl ein Hohn, da der Wähler mit nicht bekannter Mobilität die große Koalition abgewählt hat; ebenso wie in Kärnten die FPK samt ihrer Wurmfortsätze vernichtend abgestraft wurde.
Nun gibt es keine Möglichkeit für Schwarz-Grün; 18 von 36 Mandaten sind zu wenig. Es gäbe die Möglichkeit Schwarz-Grün-Stronach zu wagen, Schwarz-Blau-Stronach ist ausgeschlossen, da sich Umvolker Schnell selbst aus dem Rennen genommen hat. Und es gibt (wie immer) die Möglichkeit Schwarz-Rot zu machen – eine undenkbare Variante, die diese Wahl ex post ad absurdum führen würde. Große Koalition plus Grün wäre auch nicht wirklich das Gelbe vom Ei, oder? Doch genau diese Variante wird nun von den Grünen in Salzburg offensiv gefordert. Moment. Meinen die das ernst?
Hier sieht man wieder, dass die Grünen schlichtweg naiv sind und ihren Machiavelli nicht gelesen haben. Wollte man wirklich Schwarz-Rot-Grün, warum sollte man das fordern?
Nein. Eine kluge, strategisch gut beratene Partei würde wie folgt vorgehen.
1. Man nimmt Sondierungsgespräche mit allen auf, um den Willen zur Zusammenarbeit mit allen zu zeigen. Neuer Stil für ein neues Salzburg.
2. Man beginnt Verhandlungen über Schwarz-Grün-Stronach, um sich einmal anzusehen, ob mit Hans Mayr und Co. ein Staat zu machen ist.
2a) Stronachs Mannen sind gaga. Man bricht ab und sagt: das geht einfach nicht und geht in Verhandlungen über Schwarz-Rot-Grün.
2b) Stronachs Mannen sind ok. Dann hat man 2 Möglichkeiten: Entweder man schließt den Deal ab, oder – und nun wird es schlichtweg großartig – man bietet der SPÖ folgenden Deal an: „Hey, wir können mit den Stronachs, die wollen eh nur A und B; wenn wir mit der ÖVP in die Koalition gehen seid Ihr in Opposition. Es gäbe da aber noch eine Möglichkeit: Wir machen Grün-Rot-Stronach, mit der Begründung, dass ihr mithelfen wollt in Salzburg Ordnung zu schaffen und als Zeichen für die klare Niederlage überlasst Ihr uns die Landeshauptfrau. Ihr kriegt dafür mehr Landesräte als Euch vom Wahlergebnis zustehen. Ja oder Nein, Genossen? Bedeutungslosigkeit oder Regierung, hmm?“
Zugegeben: ein irrer Poker. Aber wenn er aufginge, dann hätte Österreich die erste grüne Landeshauptfrau. Und wenn er nicht aufginge, auch nicht schlimm. Schwarz-Rot-Grün oder Opposition kann man noch immer machen.
P.S. Sollte Schwarz-Rot-Grün kommen überlässt man perspektivisch gesehen der FPÖ und Umvolker Schnell das Oppositionsmonopol. Klug? Wohl eher nicht.