Die Wohnkosten in Wien explodieren. Neu zu vermietende Wohnungen wurden im Jahresschnitt um unfassbare 20 Prozent teurer, im Eigentumsbereich fliegen die Preise durch die Decke und haben sich in 10 Jahren teilweise verdoppelt. Simple Frage: Wer kann sich noch eine 100m² Wohnung um 400.000 EUR leisten? Simple Antwort: Ich nicht. Und daraus schlussfolgere ich: Wenn ich, als jemand der zumindest den obersten 10 Prozent der Einkommensbezieher_innen angehöre, es mir nicht leisten kann, dann zumindest 90% meiner Mitbürger_innen auch nicht (Anm,: Einkommensfinanziert).

Trotzdem wird wie wild gekauft. Die Bezirke innerhalb des Gürtels werden immer mehr zu Ghettos der Oberschicht, „gestört“ nur von jenen, die das Glück haben früh genug gekauft oder gemietet zu haben. Was macht die Stadtregierung? Nun, sie kündigt an neue Wohnungen zu bauen. Tut sie aber nicht. Seit Faymann wird in Wien kein Gemeindebau mehr gebaut, es werden Genossenschaftswohnungen errichtet, die ebenfalls kaum leistbar sind. Eigenmittelersatzdarlehen hin oder her.

Wien ist der größte Wohnungsbesitzer. Der soziale Wohnbau hat den Zweck Menschen Wohnraum zur Verfügung zu stellen, die sich keinen Wohnraum am freien Markt leisten können. Doch erfüllt Wiener Wohnen diese Anforderung noch? Nein, schon lang nicht mehr.

Es lebe die soziale Durchmischung! Ist doch super, wenn Menschen, die früher wenig hatten auch nach erfolgtem sozialen Aufstieg noch im Gemeindebau wohnen bleiben. Nein, nicht super. Weil sie den Zweck des sozialen Wohnbaus pervertieren und Wohnungen blockieren. Blockieren für jene, für die der soziale Wohnbau gedacht ist.

Wie so oft, muss man einfach kreativ sein. Mein Vorschlag lautet: Ja, man kann die soziale Durchmischung beibehalten. Aber: Jene, die nicht mehr den sozialen Bedarf haben im Gemeindebau zu wohnen, sollen eine ortsübliche Miete bezahlen und mit diesen Mehreinnahmen finanzieren wir neue Gemeindebauten. Wozu soll die Gemeinschaft niedrige Mietkosten für eine privilegierte Minderheit subventionieren? Gutverdienern bleibt mehr vom Monatseinkommen übrig, weil sie im Gemeindebau wohnen. Gleichzeitig wenden andere über 50% ihres Monatseinkommens für die Miete auf, weil sie sich am freien Markt versorgen müssen. Was wenn wir jene Mehreinnahmen von den Gutverdienern in einen Fonds geben und diese Mittel für die Wiederaufnahme der Errichtung von Gemeindebauten verwenden? Ich bin mir sicher, dass es eine Wohnbauoffensive ersten Ranges zur Folge hätte und letzlich wäre allen gedient: Jenen, die im Gemeindebau wohnen bleiben wollen, obwohl sie längst nicht mehr die Zielgruppe wären. Jenen, die leistbaren Wohnraum brauchen. Und letzlich wäre es ein Schritt in Richtung hin zu mehr Gerechtigkeit.