Ich bin, wie man auf gut österreichisch sagt, ziemlich heiß. Die Aussage zielt nicht auf mein Aussehen ab, wiewohl ich bei Ausblendung einiger Mankos schon dazu Grund hätte, ich cooler Hund. Sondern auf meinen Gemütszustand. Ich bin sogar brennheiß.

Warum?

Die Bundesregierung will zukünftig ohne richterlichen Beschluss in unsere Konten Einsicht nehmen können. Dafür braucht es aber eine 2/3-Mehrheit und die bekommen sie von den Grünen. Weil man ja die Steuerhinterzieher und Superreichen erwischen will und muss. Richtiger Grund, völlig falsche Maßnahme. Wie deppert muss man sein, um tatsächlich zu glauben, dass man „die Großen“ so erwischen könnte? Kann man auch nicht. Denn „die Großen“ haben keinen Grund Steuern zu hinterziehen, denn sie haben ja Politiker, die ihnen völlig legale Möglichkeiten geschaffen haben, keine Steuern zu zahlen. Aber sagen wir mal, dass wäre der Grund. Man will die Großen erwischen. Die Bösen. Die Schurken.

Als Grund für die Vorratsdatenspeicherung wurde auch ähnliches genannt. „Den Terror“ wolle man damit bekämpfen und halt dabei in Kauf nehmen gleich alle anderen mit zu überwachen. Kolleratalschäden. So wie eine Bombe auf eine irakische Hochzeitsgesellschaft, die halt nicht aus Soldaten, sondern aus irakischen Hochzeitsgästen bestand. Aber Iraker. Immerhin.

Nun, die Grünen haben die #VDS aus guten Gründen abgelehnt. Als Mikl-Leitner, die Mutter aller Zelte, die #VDS einführen wollte, war die Reaktion der Grünen klar: „Diese sei keine Präventivmaßnahme zur Bekämpfung des Terrors.“, sprach Justizsprecher Albert Steinhauser. Aha. Die Kontenöffnung soll aber nun eine Maßnahme gegen die Schurken sein. Der Rest sind Iraker.

Jetzt mache ich den meisten Abgeordneten von SPÖ und ÖVP keinen wirklichen Vorwurf. Unvermittelbar, nicht resozialisierbar, auf die Parteiarbeit angewiesen. Lämmer auf der Schlachtbank der Macht. Bei den Grünen frage ich mich allerdings schon, was da los ist. Haben alle schon die Missbrauchsskandale rund um EKIS-Abfragen vergessen?

„Wer nichts zu verbergen hat, der hat auch nichts zu befürchten.“ Diesen Satz einmal ausgesprochen hat man den eigenen Hirntod bereits öffentlichkeitswirksam demonstriert. Es ist wohl kein Zufall, dass unser verehrter Herr Bundeskanzler diesen Satz ebenso verwendet hat. Aber dem mache ich schon gar keinen Vorwurf.

In Deutschland gibt es die Möglichkeit zur Einschau in Konten ohne richterlichen Beschluss seit 2005. Die Anwendung dieser Möglichkeit dürfte beliebt sein, die Zugriffe haben sich verdreissigfacht. Was für eine geile Performance. Das Ding schießt durch die Decke! Schade, dass es kein Start up ist. Fast 250.000 geöffnete Konten in einem Jahr. Wahnsinn. Aber auch nicht überraschend. 250.000 Schurken in Deutschland ist nichts. Alles Superreiche. Genau.

Was erfährt man so in Konten eigentlich? Naja. Schauen wir uns mal einen Auszug meines Kontos an.

Konto Rudi

Ha, der Fußi ist ein Bausparer. So eine fade Sau. Und am 5.5. war er beim Friseur. Um 17 EURO. Versicherungen hat er auch. Und tanken tut er auch viel. Wo fahrt der herum?

Am 18. Mai war er im Sole Felsen Bad Gmünd. Die arbeitsscheue Sau. Der lässt es sich gut gehen. Der Schurke! Ha!

Das ist nur ein Auszug. Den Teil mit den Abbuchungen meiner Kreditkarte im Bordell und meine Spenden an den IS sind nur für die Augen meiner Finanzbeamten bestimmt. Aber die sehen das ja eh bald. Yeah. Supergeil. Super-BMF.

Es war im Jahr 2002. Ich saß bei einer Diskussion mit dem freiheitlichen Abgeordneten Wolfgang Jung, bei der er mir plötzlich vorhielt, dass meine Eltern ja Geld für den Wegzug aus Aichdorf erhalten hätten. Ja, haben sie, weil wir wie dutzende andere Familien auch umgesiedelt wurden. Wegen der Draken.

Komisch. Woher wusste er das? Im Mai 2002 gab es sogar eine parlamentarische Anfrage dazu.

Ich hab zwar keine Ahnung, was ich als 14 Jähriger für meine Familie kann, aber vielleicht sehen das Vertreter einer Partei, in der der Ariernachweis eine gewisse Form von Sippenhaftung mit sich bringt, positiv natürlich, halt anders. Wurscht.

Dort wo Missbrauch möglich ist, wird missbraucht. Frag nach bei Pfadfindern. In der Kirche. In Chefetagen. In der Politik.

„Heast, den schau ma si amoi an.“ Und genau das wird passieren. Der Schurke ist nicht der Superreiche. Nein. Sondern, der, den man gerade googelt. Oder der gegen mich bei der Gemeinderatswahl kandidert. Oder meine Frau fickt. Übrigens keine Irakerin.

Die Grünen stimmen zu. HC Strache stimmt dagegen und wird einst ein machtvolles Instrument erhalten. Vielleicht wollen die Grünen auch nur wissen, wer Bio einkauft. Wegen der Volksgesundheit warats.

Man könnte ja legale Möglichkeiten schaffen, um Schurken und Superreiche besser abzuschöpfen. Macht man nicht? Weil man gar nicht will. Man sagt lieber etwas, dass man nicht will, um etwas zu bekommen, dass man will.

In unserem Fall: die Kontrolle über uns. Die Schurken. Oder wie wir von Politikern genannt werden: den Souverän.

Weil ich so souverän bin, teile ich auch noch einen Auszug aus meinem SVA-Gesundheitskonto mit Euch.

Colofac

COLOFAC. Nein, nicht cool and fuck. COLOFAC. Wurde mir im Januar 2014 verschrieben. „Colofac ist ein krampflösendes Arzneimittel mit ausschließlicher Wirkung auf die glatte Muskulatur des Verdauungstraktes, ohne die physiologischen Darmbewegungen zu beeinflussen. Colofac wird angewendet bei Reizdarmsyndrom, d.h. krampfartigen Bauchschmerzen, die keine organische Ursache haben und begleitet sind von Verstopfung, Durchfall (auch abwechselnd), Schleimabgang und Blähungen.“

Das kann sich jeder neugierige Beamte gern anschauen und weiß sofort, dass ich diese Politik zum Scheißen finde.