ist als Titel eines Meinungsstückes sicher dazu geeignet mehr Klicks zu erzeugen, als ein normales „Warum die Homo-Ehe richtig ist“.

Nun denn.

Die Iren haben also gesprochen und ich teile durchwegs die Ansicht mancher Kommentatoren, dass es eigentlich nicht sein kann, dass eine Mehrheit über die Minderheit abstimmt. Da das Ergebnis so ist, wie es eben ist, muss man sich aber damit nicht länger aufhalten.

„Warum Homosexuellen die Ehe verwehrt werden muss..“ sollte aber endlich einmal die ÖVP klar sagen – denn Argument gibt es dafür keines. Zumindest keines, das man ernsthaft in einer Debatte vorbringen könnte. Ja eh. Mama, Papa, Kind ist die Idealfamilie. Die gibt es aber kaum noch. Mama schläft gern auswärts, Papa sowieso. Man lebt sich auseinander und hüpft von Partnerschaft zu Partnerschaft. Das „Leben lang“ als Konzept hat ausgedient, die Leben dauern heute trotz gestiegener und steigender Lebenserwartung kürzer. Scheidungsraten sind seit geraumer Zeit hoch, im Schnitt sagt jedes zweite Paar „Das wars“.

Das ideale Familienbild der ÖVP gibt es nur noch in den 50er Jahre-Filmen. Dort schauen alle aus wie Waltraud Haas, stehen in der Küche, kümmern sich um die Aufzucht, halten brav hin, wenn es der Gatte wünscht und können nähen, singen und backen. Der Mann, der starke Mann, kümmert sich um die Kohle und kommt erschöpft nach Hause. Eigentlich sind im Familienbild der ÖVP Mann und Frau noch erweitert um Dienstpersonal zu sehen. Gouvernante nannte man das früher. Aber zumindest eine Köchin oder ein Dienstmädl gehört schon dazu.

Die Welt von heute und die ÖVP sind zwei Dinge. Zwei unterschiedliche Dinge. Heute sind Menschen eigentlich „outspoken“. Sie sagen häufiger, was ihnen nicht passt. Man kann an die ÖVP nur appellieren: Sagt endlich, warum ihr die Gleichstellung nicht wollt! „Wir verlieren Wähler aus der Kernschicht“ wäre so eine Erklärung. Oder, dass man das schon grauslich findet, wenn zwei Männer…..

Klartext: Es gibt keinen Grund Homosexuellen die Zivilehe vorzuenthalten. Genauso wenig wie es einen Grund gibt, ihnen die Möglichkeit, Kinder zu haben zu verweigern.

Man tut ja geradezu so als würde eine Öffnung der Zivilehe automatisch bedeuten, dass Hetero-Ehen plötzlich berdroht wären. Welche Auswirkung hat eine Ehe für alle auf Hetero-Ehepaare? Richtig, keine.

Wie kommt eine Partei auf die Idee, Menschen vorzuschreiben wie sie zu leben haben? Wie kann eine politische Bewegung ernsthaft Männern und Frauen den Kinderwunsch verweigern, obwohl diese nichts „falsch“ gemacht haben? Wie kann man braven Steuerzahlerinnen und Steuerzahlern sagen: „Sorry, wärst halt nicht schwul/lesbisch geworden, dann hättest Du mehr Rechte!“?

Das ist außer dumm nur dumm. Und es ist beschämend zugleich. Es ist eine Niederlage für die Gleichheit. Mindestens genauso deppert ist im übrigen eine SPÖ, die es achselzuckend hinnimmt und nicht zur Koalitionsfrage macht. Im Zweifel entscheidet sich die ÖVP immer für die Macht und nicht für die (Schein)-Moral.

Der Vatikan hat das Ergebnis in Irland zur Niederlage für die Menschheit erklärt. Ich sehe es eher als Beweis dafür, dass unsere Gesellschaft viel weiter als die Politik ist.

Diese Politik treibt Menschen in den Tod, die Selbstmordraten unter homosexuellen Jugendlichen belegen dies. Weil man ihnen von Anfang an mitgibt: „Du bist weniger wert. Das haben WIR so entschieden.“

Politik sendet durch ihre Taten Signale aus. Die hohe Belastung des Faktors Arbeit bei gleichzeitiger Bevorzugung von leistungslosen Einkommen und Erbschaften, sendet das Signal aus: Arbeit ist gaga, Erben super. Reich heiraten ist „besser“ und „wünschenswerter“ als sich etwas zu erarbeiten. Und so ist es bei Homosexuellen auch: Man gibt ihnen als Gesetzgeber zu verstehen, dass sie weniger wert seien.

DAS ist eine Niederlage der Politik, eine Fehlleistung der Gesellschaft und vor allem eines modernen Staates unwürdig.

Es ist alles nur eine Frage der Zeit, bis wir hier zu einem menschenwürdigen Zustand kommen und Homo-Ehe und Adoptionsmöglichkeit umgesetzt werden. Es ist nur sehr schade, um die vielen, die das gerne bereits jetzt nutzen würden. Und es ist schade, um die verlorenen Jahre, die uns noch zum Bewusstsein fehlen, dass es völlig wurscht ist, wen man liebt.

P.S. Die Kirche hat bei mir jedenfalls nach dem „Die Niederlage der Menschheit“-Sager ausgeschissen. Groer, Krenn und Co. habe ich aus Taufpatenschaftsgründen ausgehalten, jetzt hat es aber gereicht.