Ich mache mit NEWS.at ein neues Talkformat: #rudiwillstreiten. Die Überlegung dahinter ist, mal etwas Neues zu probieren. Es ist kein Interview mit objektiven Fragen, sondern der Versuch eines Streitgespräches. Und in diesen Gesprächen spiele ich keinen Journalisten, sondern bin einfach ich. So wie man mich kennt. So man mich mag oder nicht mag.
Es wird Gesprächspartner geben, die ich persönlich mehr mag als andere oder deren Positionen ich eher teile als die Positionen eines anderen Gesprächspartners. Aber so ist das nun mal und ist auch Sinn der Übung. Transparenz ist für uns bei diesem Format wichtiger als Objektivität.
Wir beginnen mit Alexander van der Bellen, der bereits vor Wochen zugesagt hat. Aufgenommen wurde das Gespräch letzten Freitag im Alten AKH, ausgestrahlt wird es in voller Länge und ungeschnitten ab heute auf NEWS.at – ich glaub, ein best-of kommt auch im aktuellen Heft.
Norbert Hofer hat auch zugesagt. Vor Wochen.
Die FPÖ kennt mich und ich kenne die FPÖ. Schließlich haben mich die FPÖ und deren Politiker mehr als 20 Mal verklagt. Üble Nachrede, Ehrenbeleidigung und einiges mehr.
Die FPÖ und Norbert Hofer haben dem Streitgespräch zugesagt, aber er hat eine Bedingung gestellt: Man wolle die Ausstrahlung zurückziehen können, wenn das „Gespräch zu arg“ werde. An und für sich eine inakzeptable Bedingung, aber ich habe mir gedacht, dass es wohl ziemlich peinlich für Hofer sei, wenn er die Ausstrahlung untersagen würde, also habe ich zugesagt.
Ich habe aber tagelang überlegt, was denn so arg sein könne an einem Gespräch mit mir. Oder was Hofer sich denn erwartet, das so arg sein könnte.
Das Interview war für heute, Freitag, beim Heurigen Wolff in Döbling angesetzt, das Lokal hat sich Hofer selbst ausgesucht. Kameraleute, Fotograf, Visagistin, alles war gebucht.
Dann kam Dienstag/Mittwoch die Nachricht: Absage. Warum? Kickl sei dagegen, weil ich ja Grenzen überschreiten würde. Konkret: Weil ich vor Monaten geschrieben hatte, dass es nur zwei Arten von Hofer-WählerInnen geben würde: Rechtsextreme oder Trottel. Nun, dazu stehe ich und hätte es Norbert Hofer im Streitgespräch liebend gerne erklärt. Norbert Hofer ist ein Rechtsextremer, das ist unbestritten. Und meiner Meinung ist es logisch, dass Rechtsextreme einen rechtsextremen Kandidaten wählen. Wenn aber jemand, der kein Rechtsextremer ist einen Rechtsextremen wählt ist er/sie für mich ein Trottel. Eh logisch, oder?
Außerdem habe man, so die FPÖ, nichts zu gewinnen, nur zu verlieren. Mein Hinweis darauf, dass man das Gespräch ja zurückziehen könne fruchtete auch nichts mehr.
Gestern, Donnerstag, schickt Sebastian Krause, der Chef von NEWS.at, einen Tweet mit einem Trailer zum Interview mit Alexander Van der Bellen aus.
Kurz darauf beginnt Norbert Hofer mit seinem Twitter-Account @norbertghofer eine Serie von Tweets rauszuhauen. Titel: „Hass im Netz“. Man findet unzählige beleidigende oder lustige Tweets, u.a. auch den Tweet mit den Rechtsextremen oder ein Facebook-Posting in dem ich mich darüber lustig mache, dass er sich beklagt, dass die Menschen Pokemon jagen, während alles den Bach runter geht. Um just zwei Tage danach zu twittern, dass er nun sein erstes Pokemon gefangen habe.
Unter den Tweets, die er teilt sind insgesamt vier von mir dabei, DER STANDARD berichtete darüber. Hofer will damit zeigen, wie arm er ist, dass er angegriffen wird und alle böse seien. Und heute fordert Strache mich auf zu einem Drogentest zu gehen. Bingo: Opferrolle galore.
Nun. Ich finde es generell schon ok nicht an Gesprächen teilzunehmen oder auch eines abzusagen. Man kann krank werden oder ein dringender Termin platzt dazwischen. Auch wenn man vorher zugesagt hat. Das war aber nicht der Grund. Der Grund: Man habe ja was zu verlieren, sprich: man sieht sich vorn und will kein Risiko nehmen.
Ich hätte mit Hofer natürlich wahnsinnig gern gestritten, weil er eine große Herausforderung ist. Er ist NLP-Profi, ein exzellenter Rhetoriktrainer, der jede Kritik nach Lehrbuch an sich abprallen lässt.
Für mich bleiben vier Fragen, die mich beschäftigen.
ERSTENS. Hofer hat gesagt, dass er kein unabhängiger Kandidat sei, sondern ein Freiheitlicher „durch und durch“. Nun, ich frag mich halt schon, wie jemand sein Amt ausführen wird, der so am Gängelband einer Partei hängt und sich offensichtlich vom Generalsekretär der FPÖ, Herbert Kickl, zur Absage drängen lässt. Will man jemanden als Bundespräsidenten, der nur das macht, was ihm seine Partei bzw. das Generalsekretariat sagen? Das find ich schon mal ziemlich schwach. Und Du?
ZWEITENS. Es gibt ja ein Gericht in Tirol, das sinngemäß entschieden hat, dass man Hofer quasi einen Nazi nennen darf. Ich denke ja nicht, dass Hofer ein Nazi ist und das hätte ich ihm auch gerne im Gespräch gesagt. Meine Frage hätte ich direkt an den Kommunikations- und Politikprofi Hofer gestellt: Herr Hofer, ist es eher schlecht oder eher gut, wenn ausländische Medien am 3. Oktober ungestraft schreiben dürften, dass Österreich nun einen Nazi als Bundespräsident habe. Ist das eher gut oder eher schlecht für unser Ansehen im Ausland? Es wäre eine mittlere Katastrophe, was denkst Du?
DRITTENS. Wie soll jemand an der Spitze des Staates stehen können und ein Amt ausüben, das große Herausforderungen mit sich bringt, mit Kalibern wie Hollande, Clinton, Merkel, Putin und Co. zu diskutieren, wenn er sich vor einem unbedeutenden Kritiker in die Hose macht und ein Streitgespräch als Gefahr für seine Wahlchancen sieht bzw. zu feig ist, sich diesem Gespräch zu stellen?
Es passt gut zur Opferrolle, zum Amt des Bundespräsidenten passt es meiner Meinung nach nicht. Wie siehst Du das?
VIERTENS. Hofer schickt kurz nach seiner Absage eine OTS zur Abschaffung des Pressefoyers der Bundesregierung aus. „Gerade Politiker sollen ihre Standpunkte und Handlungen erklären und für Kritik offen sein“ und Hofer erklärt, dass er für „aktive Informationspolitik“ stehe und es schade sei, dass man die „Möglichkeit für kritisches Nachfragen“ nun abschaffe.
Es bleibt die Frage: Wie ernst nimmt sich Hofer eigentlich selbst noch und wie ernst kannst Du jemanden nehmen, der von anderen etwas fordert, das er selbst nicht bereit ist zu tun. Ich kann das nicht ernst nehmen und Du?
Das Gespräch mit Alexander van der Bellen ist ab sofort auf NEWS.at online – der nächste Streitgesprächpartner ist Bundeskanzler Christian Kern. Außer, er sagt ab.
Rechte Memme. Mehr nicht.
FPÖ – Feigste Partei Österreichs.
Jaja. immer Opfer, der arme Herr Hofer. Hat aber einen immensen Vorteil: Die meisten Menschen ziehen aus ihrer Opferrolle das (vermeintliche) Recht, dann selbst als Täter richtig zuzuschlagen. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Aber wundern wird man sich sicher noch.
Einem normal denkenden Durchschnittsbürger sollte nach lesen dieser Zeilen klar sein, dass der Herr mit Glock und Stock als BP denkbar ungeeignet ist. Doch leider sind in diesem Lande, die bereits vom Autor zitierten Nazis und Volltrottel schon fast in der Überzahl. Insbesondere die letzteren. Denn, und das müssten diese Herrschaften einmal schlüssig erklären, warum mussman, wenn man schon aus Protest wählt, unbedingt das größte Übel wählen, bzw. an die Macht kommen lassen?
Ein sehr typischer „Vorwahl-Artikel“, der nur wieder die pluralistische Ignoranz der „eigenen Seite“ stärken soll.
Gute Arbeit.
soso 50% der Österreicher sind rechtsextreme oder Trottel.
Ich kenne jetzt auch einen Volltrottel und alle denen das gefällt sind auch Volltrottel.
Also haben wir in Österreich jetzt 100% Volltrottel.
Na und… was ist daran neu?
50% In österreich sind linke volltrottel.—ein blick nach Venezuela reicht denen scheinbar nicht.-die volltrottel in österreich müssen es scheinbar am eigenen leib erfahren !—gut ! mir solls recht sein !-aber jammerts dann nicht !
Die Hofer-Wähler bestehen nicht nur aus Rechtsextremen und Trotteln, sondern es gibt noch eine dritte Gruppe. Nämlich die, die Hofer eben nicht für rechtsextrem halten. Sei es, weil sie nicht kritisch genug sind, oder sei es weil sie nicht interessiert genug sind. Ich glaube, diese Gruppe stellt die Mehrheit unter den Hoferwählern dar.
Herr Wagner hat natürlich völlig recht, die größte Gruppe jener, die Hofer gewählt haben, halten ihn nicht für rechtsradikal, weil sie nicht informiert genug oder nicht interessiert genug sind – aber bitte – wie bezeichnet man jemanden, der ohne ausreichend informiert oder wenigstens ausreichend interessiert zu sein, so wichtige Entscheidungen trifft? Im Lebensalltag würde man locker sagen: „so ein Trottel!“