Amazon ist der größte Gewinner dieser Pandemie. Und war das schon vorher und wird unsere Handelslandschaft ausradieren, wenn wir nicht handeln.

Die Debatte dreht sich meist nur darum, dass Amazon völlig legal in Österreich (und allen anderen Ländern Europas) keine Steuern auf seine Gewinne zahlt. Doch das ist, so komisch es klingt, gar nicht das Hauptproblem. Dieser Beitrag soll deutlich machen, dass wir mindestens 80% unserer lokalen Geschäfte im Spielwarenbereich oder sonst wo verlieren werden, wenn wir nicht handeln. Die ersten vier Punkte sind eh bekannt, Punkt 5 wird Dir klar machen, dass wir keine Chance haben.

Was ist also das Problem?

1. Wettbewerbsverzerrung im Steuerrecht
Alle österreichischen Unternehmen zahlen Steuern auf ihre Gewinne, das sind 25% des Gewinns, die sogenannte Körperschaftssteuer. Diese zahlt Amazon nicht, weil es legal Gewinne verschiebt. Wer ist schuld daran? Die EU-Regierungschefs.

2. Personalkosten
Amazon arbeitet in der Auslieferung seiner Pakete primär mit Selbständigen: Kaum jemand ist angestellt, denn da müsste man nach Kollektivvertrag bezahlen. Es sind neue Selbständige, die für 1000 EUR pro Monat reinhackeln, wie die blöden. Der Handel und unsere Logisitikunternehmen zahlen nach Kollektiv.  Wer hat das zugelassen? Nun, das ist unsere Politik. Also: Der Nationalrat.

3. Kosten Kosten Kosten
Neben der Steuerbenachteiligung und den Personalkosten kommen im stationären Handel natürlich auch immense Kosten für Mieten dazu. Ein Problem, das noch niemand am Schirm hat: Firmen, Geschäfte, die alte Mietverträge haben, wären eh längst insolvent, wenn sie marktübliche Mieten bezahlen würden. Es gäbe die vielen alteingesessenen Geschäfte nicht mehr. Das kommt auch in den nächsten Jahren auf uns zu. Wer hat hier zu handeln? Richtig. Die Politik. Also: Der Nationalrat.

4. Konsumentenschutz
Kleines Details am Rande: Wenn Du Dir bei Amazon z.B. ein Kleid bestellst, trägst Du es einmal und schickst es zurück. Das geht im lokalen Handel nicht natürlich, gut so. Wer hat hier einen Vorteil beim Kunden? Wieder Amazon. Wer ist verantwortlich? Richtig. Die Politik. Also: Der Nationalrat.

5. Selbst bei Digitalisierung aller Geschäfte: Die meisten werden sterben
„Es braucht ein österreichisches Amazon“  – „Unser Händler sollen sich endlich digitalisieren!“ Hört Ihr das auch oft? Schon. Oder?
Dieser Punkt ist der wichtigste und wird von allen übersehen:
Angenommen alle Spielwarengeschäfte Österreichs würden sich digitalisieren, hätten eigene Online-Shops oder würden alle auf Amazon Marketplace ihre Produkte anbieten. Arbeiten wir uns kurz an diesem Beispiel ab. 1000 Spielwarenhändler Österreichs bieten eine Barbiepuppe an oder eine Playmobil-Ritterburg. Dann hätte man auf Amazon 1000 Mal diese Ritterburg oder eben auf shöpping. Wem soll das helfen? Die Angebote werden konsumentenfreundlich nach Preis gereiht, der Kunde will ja zurecht Übersichtlichkeit. Und hier greifen jetzt die Punkte 1-3. Damit unsere HändlerInnen hier Bestpreis anbieten können, müssten sie sogar Verlust in Kauf nehmen. Verdienen würden sie jedenfalls niemals genug, um konkurrenzfähig zu sein und nachhaltig wirtschaften zu können. Es gibt einen Monopolisten und da zählt der Preis. Und bei den geringen Spannen würde das Einstellen der Produkte mehr kosten als man verdienen kann als lokaler Händler, der sich digitalisiert. Spezialisierung kann einigen das Leben retten. Händler, der nur vegane Produkte anbietet oder nur Holzspielzeug von bei Mondlicht gefällten Bäumen, okay. Aber soviel Platz zur Spezialisierung gibt es nicht.

Es ist ein Jammer, dass dieser Punkt in der Debatte nicht einmal erwähnt wird bzw. wohl der überwältigenden Mehrheit nicht bekannt ist. Dabei ist es reine Logik.

Kann die Politik etwas tun? Ja, klar.
Warum tut sie nix? Weil es ihr wurscht ist offenbar.

Was schlage ich vor:

1
Schutz unserer Unternehmern vor Wettbewerbsverzerrung
Gleichstellung im Steuerrecht durch Schaffung neuartiger digitaler Arbeitsstätten. Vereinfacht gesagt: Wer in Österreich was verkauft, egal, ob digital oder offline, hat die Köst auf Gewinne zu zahlen. Wenn Amazon sich weigert: Einfach abdrehen. So wie man jedem Wirt seinen Schanigarten sperrt, wenn er seine Gebühren nicht zahlt.

2
Sofortiges Ende der Zwangselbständigkeit in diesen Berufen. Ein Packerlfahrer ist kein Unternehmer. Punkt.

3
Sondersteuern für Online-Verkauf
Wenn wir wollen, dass unsere Innenstädte, Dörfer, Regionen, weiterhin ein buntes Angebot an Geschäften bieten, dann gibt es nur eine einzige Ableitung: Der Online-Verkauf muss teurer gemacht werden, damit lokale Geschäfte weiterhin existieren können. Richard David Precht hat das mal vorgeschlagen, ich unterstütze das ausdrücklich. Eine Sondersteuer von 25% on top zum Beispiel würde es unseren lokalen HändlerInnen erlauben, konkurrenzfähig zu werden. Ja, das träfe alle. Aber, wenn man will, dass es unsere Geschäfte weiterhin gibt, wird es keinen anderen Weg geben als diesen.

Was erwartet uns bzw. was werden wir erleben? Unsere Politik wird unsere lokale Wirtschaft fächendeckend in manchen Bereichen schutzlos ausliefern wie bisher und es wird zehntausende Handelsgeschäfte ausradieren. Das ist die traurige Wahrheit.