Haben Sie in Ihrem Leben schon einmal etwas Illegales getan? Ich mein, was echt Illegales, nicht bei Rot über die Ampel fahren oder so. Sondern schon was gscheites. Nein? Ich schon.

625.000 Unterschriften gegen den Abfangjägerkauf konnten nichts ausrichten. Es war wie verhext. Alle wussten, dass hier etwas brutal schief läuft und in großem Ausmaß bestochen wurde, aber niemand tat was. Am allerwenigsten die Justiz. Eine von mir eingebrachte Sachverhaltsdarstellung mit dutzenden Seiten wurde innerhalb von 48 Stunden eingestellt. In der Sachverhaltsdarstellung standen viele Dinge, die heute durch Minister Doskozil bestätigt werden – unglaubliche 14 Jahre später.

Peter Pilz und Werner Kogler haben die Smoking Gun gejagt. Auch ich habe sie gejagt, mit teilweise illegalen Mitteln. Ich habe keine Ahnung, was davon verjährt ist und was nicht, aber wir wollten die Smoking gun. So haben wir z.B. ein paar tausend Euro dafür investiert, um die Gattin eines Eurofighter-Profiteurs abzuhören in einem Lokal. Weil ich gehört hatte, dass sie – leicht illuminiert und mit ihrem Gatten heillos zerstritten- dort gern Details über Eurofighter, Geldflüsse und die Involvierung diverser Politiker von sich gab. Das wäre es. Diese Smoking Gun, dann wären alle fällig. Leider hat sie bei beiden Versuchen lieber über Shopping und sonstige Dinge geredet, aber nicht über den Eurofighterkauf.

Dann hat mich Kuch Kurt aufmerksam gemacht, dass ich überwacht bzw. meine Aktivitäten dokumentiert worden seien. Und zwar im Auftrag von EADS, durchgeführt von einem ehemaligen Politiker bzw. dessen Umfeld. Also habe ich was gemacht? Ich habe bei der unter Verdacht stehenden Agentur von EADS in Hamburg angerufen, mich als Reporter der Kleinen Zeitung ausgegeben und um ein Interview gebeten, das mir in der Tat gewährt wurde. Das Interview habe ich dann in die Zib2 gebracht, habe dabei unschuldig geschaut und mich über diese Methoden empört und der Politiker war eine Woche später Geschichte.

Dann gab es 2003 die Geschichte mit einem Gastkommentar eines ehemaligen FPÖ-Politikers, ich glaub es war im Standard. Er wolle eine Partei gründen und er habe das Geld beisammen. Das kam mir spanisch vor, da dieser mir einmal in Zusammenhang mit EADS genannt worden war. Also habe ich ihn kontaktiert, um herauszufinden, was es damit  auf sich hat. Mir wurde mitgeteilt, dass ich meine Aktivitäten (gemeint: gegen Eurofighter) einstellen solle, dann könne man reden. Ich hatte wieder mal die Smoking Gun vor Augen und machte einen auf sehr freundlich und interessiert.

Ich erhielt dann kurz darauf am 22.Mai 2003 ein eher unfreuliches Email.

Eurofighter1

Dann habe ich versucht, ihm eine Falle zu stellen, die aber nicht zuschnappte.  Und schrieb ihm einen Tag später, am 23.5.2003, ein ziemlich weinerliches Email, ein Wunder, dass das nicht reinging.

Eurofighter2

 

Es kam leider kein Angebot. Wieder mal eine Smoking Gun versäumt. Ich habe mir ja schon ausgedacht, wie das so wäre als Held von CNN bis ARD durchgereicht zu werden, weil ich den Eurofighter eigenhändig zu Fall gebracht hätte. War aber nix. Aber gut, ich war 24. Da darf man schon träumen. Die Münchner Staatsanwaltschaft kennt den Kontext natürlich nicht und meint in einem Akt angeblich, dass dies als Angebot an EADS zu werten sei, schließlich tauche es in deren Unterlagen auf. Wie es dorthin kam? No idea. Ich kenn dort niemanden.

Im März dieses Jahres rufen mich ein paar Journalisten an (ORF, Nachrichtenmagazine) und teilen mir mit, dass diese Emails Teil irgendwelcher Akten im U-Ausschuss seien und fanden das sehr witzig. Habe sehr lachen müssen, weil ich das schon vergessen hatte, kein Wunder bei den vielen lustigen Dingen, die wir damals taten.

Heute erhielt ich wieder einen Anruf, dieses Mal von einem Medium, das mir erst vor ein paar Wochen nach einer Fernsehsendung unterstellt hätte, ich würde engste geschäftliche Beziehungen zum Umfeld von Eva Glawischnig unterhalten. Man wollte wohl damit unterstellen, ich hätte bei Im Zentrum in einem Auftrag gehandelt.

Leider wurde ich nicht bestochen, sonst wäre der Eurofighter längst Geschichte. Wenn die Politik will, dann kann man den Ausstieg wagen. Es wäre eine späte Genugtuung für mich und für die 625.000, die damals das Volksbegehren unterschrieben haben.

Update 9.5.2017 Der Kurier wollte eine Geschichte dazu machen, kam aber nix.

Update 24.6.2017 Richard Schmitt, Krone-Online-CR hat mich soeben angerufen und mich dazu befragt. Er wollte wissen, ob es, wenn EADS bezahlt hätte, es nicht zum Volksbegehren gekomen wäre. Nun, unmöglich. Die Email war vom Mai 2003, das Volksbegehren lief vom 29. Juli bis 5. August 2002. Weiters hat er mir ein Email an BP Klestil vorgelesen in dem ich mich über Schüssel beschwert haben soll. Kann mich nicht dran erinnern, wird aber sicher so gewesen sein 🙂 Warum die Geschichte jetzt kommt und nicht im Feber, März oder Mai ist mir indes auch klar. Einerseits ist mein Verhältnis zur Krone bekannt, andererseits ist Wahlkampf und Fußi prügeln, um wen anderen zu treffen, auch nix ungewöhnliches.